Yekwon Sunwoo · Press

Festival International German Piano Award

[Frankfurter Allgemeine Zeitung – 5 April, 2016]

»…Yekwon Sunwoo the Korean, who scintillated later with Liszt Erlkönig-transcription and with one through pointed caesuras structured sonata no.2 of Rachmaninov, dared himself to open his performance with Saint-Saens 'Six Etudes – for the left hand'….«

Gerhard Schroth


Ganz im Dienste der Musik

Pianist Yekwon Sunwoo im Mendelssohnsaal

VON ANJA JASKOWSKI
[ Leipziger Volkszeitung – 2015.11.24 – Szene Leipzig / Kultur ]

Im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses ist man sich einig: Dieser Pianist wird nicht so schnell von der Bühne gelassen. Zwei Zugaben muss Yekwon Sunwoo schon geben, damit sich die stehenden und begeistert klatschenden Zuhörer zufrieden zeigen. Dabei wird es mit Liszts virtuosem Glöckchengeklingel »La campanella« und einer Fantasie über den Walzer aus der »Fledermaus« so richtig populär.

Zuvor hat der Südkoreaner in seinem Rezital zu einem bunten Mix aus der Zauberkiste der Klavierwerke gegriffen: Schuberts »Moments musicaux« treffen auf Ravels »La Valse«, Beethovens Sonate E-Dur op. 109 wird von Rachmaninoffs 2. Sonate b-Moll op. 36 gefolgt. Was alle diese Stücke in Yekwon Sunwoos Interpretation eint, ist der fabelhafte Nuancenreichtum, mit dem er sie spielt. Alles wird bis in die letzte Note hinein geformt, keine Phrase klingt beiläufig und nichts bleibt unbedacht.

Besonders Schubert liefert in den sechs Stücken schon die Steilvorlage für eine große Palette von Ausdrucksmöglichkeiten, die der Interpret zu nutzen weiß. Er geht in den kleinen Wendungen voran, stoppt ab, setzt scharfe Kontraste oder formt sanfte Übergänge. Aber auch in den größeren Dimensionen, den einzelnen Werken der Moments musicaux, stehen tänzerische oder marschartige, energiegeladene Stücke den in sich gekehrten Fantasien in Moll gegenüber. Hier hat der Pianist alle Möglichkeiten, die Charaktere herauszuarbeiten.

Virtuoser geht es bei Ravel zu, in dessen Walzer Yekwon Sunwoo so stürmisch wie brillant über die Tasten fegt, unterbrochen nur von manch überraschendem Kontrast. Und wenn man glaubt, jetzt geht nichts mehr, kommt die nächste Steigerung. Auch Rachmaminoffs Sonate folgt dem klanglichen Motto, dass ein Klavier noch nicht genug ist. Nach den explosiven Anfangsakkorden unterbricht Yekwon Sunwoo die rauschenden Klangkaskaden der Ecksätze nur mit dem fantasievollen Mittelsatz, dessen merkwürdig wehmütiger Charakter entfernt an Tangomusik erinnert.

Bei Wettbewerben ist der 26-jährige Pianist kein Unbekannter. Kürzlich wurde er 1. Preisträger des Internationalen Deutschen Pianistenpreises 2015. Am Samstagabend muss er sich aber einmal keiner Jury stellen, sondern kann einfach das gut aufgelegte Publikum verzaubern. Das tut er unprätentiös, ganz im Dienst der Musik. Mit Verbeugungen hält er sich nur solange wie nötig auf und auch lange Kunstpausen vor den Stücken sind nicht sein Ding. So beginnt die Beethoven-Sonate unmittelbar. In überraschend gelöster Stimmung geht es bis zum groß angelegten Variationssatz, dessen wunderbar liedhaftes und inniges Thema Yekwon Sunwoo feinfühlig weiterspinnt.

> PDF Download [ Leipziger Volkszeitung – 2015.11.24 – Szene Leipzig / Kultur ]